Zumindest bisher erwiesen sich diese Sorgen der Märkte allerdings als fehl am Platze. Unternehmen des Finanzsektors machten mit Gewinnen Schlagzeilen, die um 40 % höher lagen als vor einem Jahr und die Erwartungen um 20 % übertrafen.
Aber nicht nur Finanzwerte schlugen die Schätzungen der Analysten. Bisher haben mehr Unternehmen aus anderen Sektoren ihre Gewinne gemeldet als Finanzunternehmen, und die Ergebnisse dieser Unternehmen übertreffen diejenigen des dritten Quartals 2020 um 35 % – auch wenn das ‚nur‘ 5 % mehr sind als erwartet (siehe Diagramm 1).

Trotz schlechter makroökonomischer Daten überwiegend positive Prognosen
Die Gewinnwarnungen waren in der Minderheit. Im zweiten Quartal gab es doppelt so viele Unternehmen, die ihre Erwartungen für zukünftige Ergebnisse erhöhten, als solche, die sie senkten. Dieses Verhältnis ging in diesem Quartal bisher zwar zurück, aber das Verhältnis von positiv zu negativ bleibt mit 1,8x immer noch hoch.
Diese Gewinnmeldungen erfolgen vor dem Hintergrund von Konjunkturdaten, die wohl immer noch eher enttäuschend sind (siehe Diagramm 2).
- In China lagen das BIP-Wachstum und die Industrieproduktion unter den Prognosen, obwohl sich der Einzelhandelsumsatz verbesserte.
- Stimmungsumfragen aus Deutschland zeigten, dass das Verbrauchervertrauen nachlässt.
- Die US-Industrieproduktion war schwächer als erwartet, und der Wohnimmobilienmarkt verlangsamt sich offensichtlich. Zu den Indikatoren, die steigen, zählt die Inflation, was eventuell zur Verschlechterung der Verbraucherstimmung beiträgt.

Aufgrund dieser Enttäuschungen korrigierten die Analysten ihre Erwartungen an das US-BIP-Wachstum im dritten Quartal deutlich nach unten. Erst vor drei Monaten ging das GDPNow-Modell der Atlanta Fed von einem Wachstum von 6 % aus, während die Schätzung jetzt nur noch 0,5 % beträgt.
Aktien – Blick nach vorne
Die Aktienmärkte konzentrieren sich trotz allem auf die Zukunft. Während sich die Rückkehr zur normalen Aktivität schwieriger gestaltet als erwartet, sind wir davon überzeugt, dass die Störungen der weltweiten Lieferketten letztendlich behoben werden dürften.
Das Angebot an Arbeitskräften könnte allerdings auf Dauer geringer bleiben, da viele Menschen beschließen, sich aus dem Arbeitsmarkt zurückzuziehen, besonders solche, die nicht mehr weit vom Renteneintrittsalter entfernt sind. Das wird den Inflationsdruck noch erhöhen, aber Unternehmen, die unter Knappheit zu leiden haben, werden Arbeitskräfte zunehmend durch Maschinen ersetzen.
Des Weiteren wurden die Aktienmärkte auch durch die Zinsentwicklung gestützt Seit den Tiefständen von Anfang August sind die Renditen von US-Staatsanleihen um rund 50 Bp gestiegen. Bis Ende September waren die langfristigen Inflationserwartungen trotz allgemeiner Sorgen, dass die Inflation nicht nur vorübergehend sein könnte, nicht gestiegen.
Die unveränderten Inflationserwartungen bedeuteten, dass die Realrenditen für den Anstieg der Nominalzinsen verantwortlich waren, was besonders für Wachstumswerte mit langer Ertragslaufzeit eine Herausforderung war. Neuerdings sind die Inflationserwartungen gestiegen, während die Realrenditen zurückgingen.
- Im Allgemeinen steigen die Aktien bei höherer Inflation aufgrund des höheren Umsatzes.
- Die Realrenditen bewirken traditionell das Gegenteil, weil sie sowohl das erwartete (höhere) Niveau der Leitzinsen (das den Abzinsungssatz der Gewinne bestimmt), aber auch das erwartete (langsamere) BIP-Wachstum (das die Gewinne beeinflusst) widerspiegeln.
Die Aktienmärkte schätzen die positiven Auswirkungen der Inflation auf die nominalen Gewinne und die negativen Auswirkungen des langsameren Wachstums auf die Gewinne ein und gleichen beide Faktoren durch einen niedrigeren Abzinsungssatz aus. Wir kommen – zumindest vorerst – zu dem Schluss, dass die Aktienkurse steigen werden.
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